Selbstverständlich kann Materialwissenschaft weitgehend als Teilmenge der Physik gesehen werden – so, wie auch die Chemie oder die Elektrotechnik. Aber es kommen doch noch einige qualitative Unterschiede dazu. .. Solarzellen an sich sind für die Physik nicht mehr interessant – sie sind in ihrer Wirkungsweise sehr gut verstanden. Die gesamte diesbezügliche Forschung konzentriert sich deshalb weltweit auf ein ingenieurmäßiges Ziel: Gute Solarzellen billig herzustellen. Ähnliches gilt für Batterien, Brennstoffzellen, Halbleiterbauelemente, Turbinenschaufeln, Zahnfüllungen, Leichtmetallkarosserien, flache Bildschirme etc.

Bei den Funktionsmaterialien verlassen wir in der Regel die Empirie; Materialien und Prozesse werden nicht mehr durch Versuch und Irrtum gefunden. Zum Transistor, zur Leuchtdiode, zum “SQUID” /4/ kommt man niemals nur durch Probieren oder – wie die Zeitungen in ihrer Ahnungslosigkeit so gerne schreiben – Tüfteln, sondern nur durch das tiefe Verständnis des atomaren Aufbaus der Materie, beruhend auf der Quantentheorie und dem Zusammenwirken sehr vieler Atome auf der Grundlage der statistischen Thermodynamik. Der Transistor, die Basisinnovation des Informationszeitalters, ist ein reinrassiges Kind der Quantentheorie – in der klassischen Physik kann es ihn nicht geben!

Quelle: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Materialwissenschaft? H. Föll. Technische Fakultät der CAU

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert